Vortrag des Generalkonsuls Feng Haiyang bei der Vollversammlung des Außenwirtschaftsausschusses der IHK Düsseldorf 2015
2015/05/05

Sehr geehrte Freunde, liebe Unternehmer und Unternehmerinnen,

Mit Unternehmern in einen Dialog zu kommen ist für einen Diplomaten immer eine herausfordernde Angelegenheit. Da kann man sich nicht hinter Höflichkeitsfloskeln verstecken, denn viele von Ihnen erwarten hier schließlich essentielle Informationen.

Nach einem halben Jahr im Amt hat sich der Kontakt mit Unternehmer und Unternehmerinnen aus Handels- und Wirtschaftskreisen in NRW und chinesischen Unternehmen stetig erweitert und vertieft, so dass ich mit Ihnen jetzt gerne über einige konkrete Umstände und auch als Referenz meine eigene Sichtweise der Dinge zu Themen vortragen möchte, die im Fokus des allgemeinen Interesses stehen.

1. Chinas Wirtschaft ist mit einem relativ großem Abwärtsdruck konfrontiert

Das Staatliche Amt für Statistik der Volksrepublik China weist für 2014 ein BIP Wachstum von 7,4% aus. Das ist das niedrigste Wachstum seit 1990. Im ersten Quartal 2015 lag das BIP Wachstum bei 7,0 %, das ist 0,3% niedriger als im Vorquartal.

Wie konnte es dazu kommen?

Natürlich trägt, wie sie alle wissen, die weltwirtschaftliche Lage das Ihrige dazu bei. Betrachtet man die spezifisch chinesischen Einflüsse, die dazu führten, so sind besonders folgende Punkte zu nennen:

1. Beim Wachstumstempo legt man jetzt einen neuen Gang ein. Das fortgesetzte hohe Wachstum von jährlich durchschnittlich 10% seit dreißig Jahren Reform- und Öffnungspolitik machte China zur weltweit zweitgrößten Wirtschaftsmacht. Einhergehend mit der Steigerung der wirtschaftlichen Kennzahlen, wie dem BIP, kommt es momentan zu Änderungen bei den der wirtschaftlichen Entwicklung zu Grunde liegenden Faktoren, wie den natürlichen Ressourcen, dem Humankapital sowie bei Systemorganisation und in der Wirtschaftspolitik. Analysiert man die Struktur der Produktionsfaktoren wie Arbeit, Kapital und technischen Fortschritt, oder die Struktur der Wirtschaftssektoren Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen, wird deutlich, dass es sich bei der Abnahme des Wachstums der chinesischen Wirtschaft um ein Phänomen der phasengeprägten wirtschaftlichen Entwicklung handelt. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Prozess auf Ebene der Realwirtschaft.

2)Strukturanpassungen sind schmerzhaft. In den Produktionskapazitäten des klassischen produzierenden Sektors in China kam es zu Überkapazitäten, augenfällig vor allem bei den energieintensiven und emissionsstarken Segmenten, so zum Beispiel bei Rohstahl, Zement oder der Aluminiumherstellung, die ungefähr die Hälfte der weltweiten Produktionskapazitäten ausmachen, teilweise sogar mehr. Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist in diesen Sektoren im Allgemeinen sehr niedrig, die Verschwendung riesig, so dass Ressourcen und Umwelt ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie werden alle öfter in China gewesen sein und Ihre Erfahrungen mit dem Smog dort gemacht haben. Der Widerspruch zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Ressourcen und Umwelt spitzt sich immer weiter zu, so dass eine beschleunigte Transformation der wirtschaftlichen Entwicklungsweise und eine Adjustierung der Wirtschaftsstruktur unverzüglich in die Tat umgesetzt werden muss. In dieser Lage ist China willens, das Wirtschaftswachstum etwas zu drosseln und unerschütterlich am Entschluss festzuhalten, die wirtschaftlichen Strukturanpassungen und die Transformation und das Upgrade der Wirtschaft voranzutreiben, so dass Qualität und Effizienz des Wirtschaftswachstums gesteigert werden.

3) Wir warten noch auf das Abklingen der politischen Effekte. Als es 2008 zum Ausbruch der internationalen Finanzkrise kam, kam es zu einer riesigen Erschütterung der chinesischen Wirtschaft. Um die negativen Effekte eines zu schnellen Abgleitens des Wirtschaftswachstums zu vermeiden, nutzte die chinesische Regierung einen Korb von Stimulierungsmaßnahmen und riss damit das Ruder beim Wirtschaftswachstum wieder herum. Chinas Wirtschaft trat so zuerst aus dem Schatten der Krise heraus. Das hatte auch eine stabilisierende Wirkung auf die Weltwirtschaft.

Dieses war die Dividende einer unorthodoxen Politik in unnormalen Zeiten. Chinas Praxis der makroökonomischen Steuerung in den letzten dreißig Jahren zeigt deutlich, dass die Einmischung des Staates nur als regenerierende Maßnahme beim Schock eines Patienten angemessen ist und marktwirtschaftliche Prozesse nicht ersetzen kann. Seit letztem Jahr, seitdem wir konfrontiert sind mit einem relativ großen wirtschaftlichen Abwärtsdruck, hat die chinesische Regierung nicht direkt in großem Stil in die Wirtschaft eingegriffen. Das heißt aber nicht, dass wir nichts tun. Die chinesische Regierung geht nach dem Grundsatz vor, dass das Wirtschaftswachstum nicht blind stimuliert, aber die Wachstumsgeschwindigkeit auch nicht aus einem bestimmten angemessenen Rahmen fallen darf. Das ist wie beim Fahrradfahren: stabil bedeutet nicht, dass man stehenbleibt, sonst fällt man um. Auf die Wirtschaft bezogen heißt das bei uns dann „Stabil und auf Fortschritt bedacht, stabil und etwas auf die Beine stellend". Darauf werde ich im weiteren Verlauf noch etwas näher eingehen.

Im Großen und Ganzen beschreibt der Ausdruck „ Periode dreier zeitgleicher Phasen mit überlagernden Auswirkungen" also die Charakteristika der gegenwärtigen Phase der chinesischen Wirtschaft. Diese führen auch dazu, dass die instabilen Determinanten in der Wirtschaft momentan besonders in den Vordergrund rücken.

2. Obwohl sich die chinesische Wirtschaft einem Abwärtsdruck ausgesetzt sieht, so kann sie doch weiterhin die Maxime „stabil und auf Fortschritt bedacht" verwirklichen.

Wie das Staatliche Amt für Statistik der Volksrepublik China in einem ersten Schritt berechnete, betrug das BIP Chinas im ersten Quartal dieses Jahres 14,0667 Billionen US Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte es um 7% zu,im Vergleich zum Vormonat des Vorjahrs um 1,3%. Der Anteil der Dienstleistungen am BIP stieg auf 51,6%, die Wertschöpfung des High Tech Sektors und der Ausrüstung- und Anlagefertigung wuchsen stärker als die der umsatzstarken Industrie um jeweils 5% bzw. 1,3%. Die neu beantragten und registrierten Unternehmensgründungen stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 38,4%, der Internethandel und „B to C" Dienstleistungen stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41,3%. Die Geschwindigkeit der Investitionen bei der Erschließung in der Immobilienwirtschaft fiel landesweit im Vergleich zum Vorjahr um 8,3%, aber Infrastrukturinvestitionen stiegen um 23,1%. Hier stieg die Zuwachsrate im Vergleich zu den zwei vorangegangen Monaten um 2,5%.

Die Exporte nahmen um 4,9% zu, aber die Wachstumsrate der exportierten, hochwertigen Industriegüter übertraf das durchschnittliche Niveau bei Weitem, so dass man in Chinas Außenhandel von qualitativ hochwertigen Importen und Exporten sprechen kann. Der Optimierungsprozess beschleunigte sich also.

Man sieht schon deutlich, obwohl der Effekt der „drei Zugpferde" der Wirtschaft, Investitionen, Konsum und Außenhandel, mit einigen Einschränkungen konfrontiert ist, hat sich an ihrer Zugkraft grundsätzlich nichts verändert. Verändert hat sich ihre Richtung. China ist ein Entwicklungsland, im Vergleich zu den Industrieländern besteht noch eine große Entwicklungsdifferenz. China befindet sich noch immer in einer Phase, in der das Potential für weiteres Wachstum neue Chancen schafft. Durch die Freisetzung der der chinesischen Wirtschaft inne liegenden Vitalität und Dynamik ist eine mittelhohe Entwicklungsgeschwindigkeit und der Schritt hin auf ein mittelhohes Level absolut in Reichweite.

Deswegen wird China unter den Bedingungen der „neuen Normalität" die „drei Zugpferde" der Wirtschaft gut zu führen wissen. In nächster Zeit wird es bei den Investitionen den Startschuss für weitere Infrastrukturmaßnahmen und zu Projekten kommen, die den Alltag der Menschen weiter verbessern. Effiziente Investitionen in öffentliche Güter werden ausgebaut werden. Beim Konsum soll es zu der Ausbildung von neuen Wachstumspunkten kommen. „Der Zusammenfluss vieler kleiner Bäche wird zum großen Fluss", was heißen soll, dass der Konsum eine kraftvolle Dynamik für das Wirtschaftswachstum bringen soll. Beim Export geht es darum, das stabile Wachstum und die Transformation und das Upgrade beim Außenhandel zu fördern, um der Konkurrenzfähigkeit beim Export eine neue gute Ausgangslage zu verschaffen.

Ich weiß, dass nicht wenige unter Ihnen die Schuldenproblematik der Lokalregierungen Chinas mit Sorge beobachten. Gleiches gilt für die Frage, ob Chinas Immobiliensektor sich in einer Krise befindet.

Bevor ich Generalkonsul in Düsseldorf wurde, war ich im Kanton Honghe in der chinesischen Provinz Yunnan stellvertretender Gouverneur. Ich kenne mich mit diesen beiden Problemen also gut aus und musste mich daher selber mit der Lösung dieser Probleme auseinandersetzen.

Dazu ist zu sagen, dass die Lokalregierungen im Prozess der Stimulierung des Wirtschaftswachstums Infrastrukturprojekte vorangetrieben haben, was die Schuldenbelastung der Regierungen in die Höhe trieb. Wenn man deswegen von Problemen im Finanzsektor reden möchte, so muss man hinzufügen, dass es sich hierbei um Einzelfälle handelt, bei denen es aber tatsächlich zu finanziellen Problemen kommen kann. Aber wir haben das absolut unter Kontrolle, so dass es nicht zu einer systematischen oder regional ausgebreiteten Finanzkrise kommen wird.

Dafür spricht nicht nur, dass Chinas Wirtschaft sich noch in einem akzeptablen Korridor bewegt, sondern auch, dass unsere Sparquote relativ hoch ist. Am wichtigsten von allem ist aber, dass es sich bei 70% der Schulden der Lokalregierungen um Investitionen handelt, die also Erträge abwerfen werden. Zudem standardisieren wir gerade die Schuldenplattformen. Wir nennen das: „das Schließen der Hintertüren und das Öffnen des Haupttors". Um auf die Banken zu sprechen zu kommen, so ist die Kapitaldeckung relativ hoch und die Anforderungen für die Rückstellung von Eigenkapital für die Deckung bei Kreditausfällen sehr breit gefasst. Es gibt faule Kredite und ihre Zahl nimmt auch leicht zu, aber im weltweiten Vergleich bewegen wir uns hier auf niedrigem Niveau.

Zur Lage der chinesischen Immobilienwirtschaft ist zu sagen, dass durch ihre Entwicklung und durch die Veränderung in der Bevölkerungsstruktur die Zeit, in der die Immobilienpreise blind nach oben schießen, vorbei ist. Das liegt vor allem auch an der Wohnungspolitik Chinas, die der Spekulation mit Wohnraum Einhalt bietet und die Nachfrage nach Wohnraum zur Eigennutzung unterstützt. Gleichzeitig beschleunigt sich der Prozess der Urbanisierung. Der Bedarf auf Chinas Immobilienmarkt ist damit vollkommen unelastisch. China ist ein Entwicklungsland, die Suche nach Wohnraum ist ein wirtschaftliches Problem, aber auch eines, was die Leute in ihrem Alltag sehr beschäftigt. Die chinesische Regierung hat die Verpflichtung, jedem ihrer Einwohner grundlegende Unterkunftsbedingungen zu garantieren. Wir werden, was Chinas Immobilienwirtschaft angeht, in Zukunft noch zu unterschiedlichen Maßnahmen greifen. Wir werden den Aufbau von Wohnungsgarantien vergrößern, dafür sorgen, dass eine stabile und gesunde Entwicklung beibehalten wird. Wir werden den Bedarf zur eigenen Verbesserung der Wohnraumsituation weiter befördern und eine Immobilienblase zu verhindern wissen.

3. Die Transformation der chinesischen Wirtschaft wird viele neue Chancen eröffnen

Erstens: Urbanisierung der Bevölkerung

Laut Statistik gibt es in Chinas insgesamt schon mehr als 30 Ballungsräume. Geschätzt wird, dass in den nächsten 5 bis 10 Jahren 606 der 815 Städte sich in Ballungsräumen befinden werden. Bevölkerung und Wirtschaftsumfang liegen dort bei 82% bzw. 92%. Ballungsräume werden als wichtigste Formgeber und Plattform die Urbanisierung gestalten. Das Fortschreiten der Urbanisierung wird einen riesigen Investitionsbedarf und Konsumbedarf schaffen und so das Upgrade beim Konsum beschleunigen.

Zweitens: die Wirtschaft wird dienstleistungsorientiert

Das Upgrade des Konsums bringt einen riesigen Entwicklungsspielraum für öffentliche, konsumgestützte und unternehmensgestützte Dienstleistungen mit sich. Laut Statistik der Weltbank wird der Anteil des chinesischen Dienstleistungssektors bis 2030 gewaltig wachsen. In Gesellschafts- und Industriestruktur wird es zu Veränderungen in ungeahntem Ausmaß kommen. Für die Unternehmen bedeutet die „neue Normalität" der stärkeren Dienstleistungsorientierung der Wirtschaft verlockende Entwicklungschancen.

Drittens: „Low Carbon" Entwicklung

Bei Ressourcen und Umwelt werden immer mehr Engpässe sichtbar, die neuen, aufstrebenden Industrien entwickeln sich prächtig und das Umweltbewusstsein der Verbraucher nimmt immer mehr zu. All das wird zur großen Chance für die „grüne Wirtschaft" und eine „Low Carbon Economy". Laut politischen Verlautbarungen werden, um es einmal mit militärischem Vokabeln auszudrücken, „die Kräfte zusammengezogen und wird ab sofort der Kampf gegen die Verschmutzung und zur Prävention an drei Fronten eröffnet, zu Luft, zu Wasser und am Boden". Die Entwicklung der „grünen" Wirtschaft wird dabei Billionen RMB Yuan an Investitionen zur Beseitigung der Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung nach sich ziehen und für Unternehmen noch größere Chancen mit sich bringen.

Viertens: eine hochwertigere Industrie

Das Niveau der Industriestruktur soll von niedriger bis mittlerer Qualität nach und nach ein mittelhohes Level erreichen. Das soll dem Abwärtsdruck der chinesischen Wirtschaft entgegenwirken. China wird die strategischen, neu aufstrebenden Industrien nach Kräften entwickeln, das Upgrade und die Verbesserung der traditionellen Industrien beschleunigen. Durch Innovationen sollen die chinesischen Unternehmen in der Wertschöpfung- und Produktionskette vom unteren zu einem mittelhohen Stellenwert aufrücken. Das betrifft technische Innovationen, Produktinnovationen, Organisationsinnovationen, Innovationen von Geschäftsmodellen und Marktinnovationen. Für eine Innovation der Zusammenarbeit zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen wird das noch größere Spielräume bringen.

Fünftens: Informatisierung der Gesellschaft

Informatisierung der Gesellschaft ist in der „neuen Normalität" ein neuer Motor, sowohl im Angesicht des Abwärtsdruckes, der auf der Wirtschaft lastet, hinsichtlich der Auflösung der Engpässe der Entwicklung, als auch, was die Transformierung der wirtschaftlichen Entwicklungsweise angeht. Sie fördert das Energiesparen, mindert den Energieverbrauch, verringert die Emissionen und sie ist unabdingbar zur Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit von Industrie und Produkten. Dazu gehört erstens die Informatisierung der Industrie. Das heißt, durch IT Technik Produktionsweise und Geschäftsmodelle der traditionellen Industrie zu verbessern. Zweitens folgt dann die Industrialisierung der Informatisierung. Den hier anwesenden deutschen Freunden wird wahrscheinlich sofort das Stichwort „Industrie 4.0" einfallen. Momentan kommt es in China bei den „smart cities" bereits zu einem wahren Boom. Das wird riesige Entwicklungschancen mit sich bringen.

Sechstens: die Internationalisierung des Betriebs

2014 übertraf China zum ersten Mal seit 2003 die USA als Bestimmungsland für weltweite Auslandsinvestitionen. Gleichzeitig, dank der Internationalisierung der chinesischen Betriebe und der Praxis der „go out" Strategie, beliefen sich die chinesischen Investitionen im Ausland auf 140 Mrd. US Dollar und überstiegen zum ersten Mal die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland, so dass China in die Riege der Nettokapitalexporteure aufstieg.

Momentan erfordert die Transformation bei der Internationalisierungsstrategie Chinas einen Wandel von der Internationalisierung der Waren hin zu einer Internationalisierung der Unternehmen, von „Made in China" zu „Intellectually made in China". Das „Smartphone" zeigt diesen Prozess quasi in Miniatur.

Vor nicht einmal zehn Jahren war das produzierende Gewerbe in China vor allem durch ihre Produktpiraterie bekannt. Gerade am Handy ließe sich das besonders gut nachvollziehen. 2014 hingegen war, laut Weltorganisation für geistiges Eigentum der UNO, Huawei weltweit das Unternehmen mit den meisten internationalen Patentanträgen. ZTE erreichte den dritten Platz. Im vergangenen Jahr 2014 war China auch das Land, das weltweit die meisten internationalen Patentanmeldungen aufwies. Deswegen ist es heute, um es einmal von einer anderen Seite zu betrachten, nicht nur im Interesse der ausländischen Unternehmen in China, nach Kräften die Fähigkeiten zur Schaffung, zum Management, zum Schutz und zur Verwendung von geistigem Eigentum zu stärken, sondern auch im Interesse Chinas, damit eigene Innovationskräfte entfaltet und ein innovatives Land aufgebaut werden kann.

Hier möchte ich Ihnen kurz im Wesentlichen die vier Visitenkarten der Internationalisierung der chinesischen Wirtschaft vorstellen, von denen im Rahmen der „neuen Normalität" öfter zu hören ist.

Zunächst wäre da die Gründung der Asiatische Infrastruktur Investmentbank (AIIB). 57 asiatische, europäische pazifische, amerikanische und afrikanische Länder einschließlich Chinas und Deutschlands sind Gründungsmitglieder. Die Gründung der AIIB ist eine sinnvolle Ergänzung der internationalen Wirtschaftsordnung und ein neues Modell für die gemeinsame Arbeit von Ost und West. Sie ist sowohl hilfreich für den weiteren Aufbau der Infrastruktur in Asien, als auch förderlich für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in der Region und wird auch dem Ausland außerhalb Asien, also einschließlich Europas, große Geschäftschancen mit der Region bieten.

China setzte sich für den Aufbau der Bank ein, nicht um sich von dem internationalen Finanzsystem abzusetzen, sondern um es sinnvoll zu ergänzen. China will das bisherige internationale Finanzsystem schützen und ist dazu bereit, sich aktiv an seinem weiteren Aufbau zu beteiligen. Wenn dieses System Reformen benötigt, so ist auch da China willens, gemeinsam die Entwicklung hin in Richtung auf ein noch gerechteres, vernünftigeres und ausgeglicheneres System voranzubringen.

Zweitens ist da das Konzept von „ein Gürtel, ein Korridor". China und die Länder der neuen Seidenstraßen zu Land und See werden ihre Entwicklungsstrategie aneinander koppeln, die Zusammenarbeit in Handel, der Industrie, bei den Investitionen, bei Energie und Ressourcen und den Finanzen sowie beim Schutz der Ökologie vorantreiben. Sie werden die Kooperation der Städte, Häfen, des Port of Entry und der Industrieparks vertiefen und damit neue Wachstumspunkte herausbilden und so die Beschäftigung stützen, die nachhaltige Entwicklungsfähigkeit stärken und die gemeinsame Entwicklung von China und den Ländern der neuen Seidenstraßen Wirklichkeit werden lassen.

Bitte erlauben Sie mir an dieser Stelle etwas für die große internationale Eisenbahnverbindung „Chongqing – Xinjiang – Europa" Werbung zu machen. Diese internationale Eisenbahnverbindung startet in Chinas Chongqing und geht bis Duisburg in Nordrhein Westfalen. Der Zug ist 17 Tage unterwegs, unterläuft nur eine Zollerklärung und unterliegt nur einer Zollkontrolle, so dass auf der ganzen Strecke ein zügiges Vorankommen gewährleistet ist. Dadurch ist ein Informations- und Kommunikationsmechanismus der Länder hinsichtlich der Bahnverbindungen und ebenso ein Mechanismus zur schnellen Lösung unerwarteter Unfälle aufgebaut worden. Ein einziger Frachtbrief wird für die ganze Strecke benötigt und ein regulärer Verkehr in beide Richtungen wurde etabliert. Die Bahn ist billiger als ein Flugzeug und schneller als ein Schiff. Interessierte Unternehmen erhalten in unserer Einrichtung noch nähere Informationen.

Drittens wird China Reformmaßnahmen dahingehend unternehmen, um die Verwirklichung für einen grundlegenden Wechsel für RMB über der Kapitalbilanz zu beschleunigen. Der Grad der freien Verwendung des Renminbi wird erhöht werden. Damit vereinfachen wir grenzübergreifende Investitionen für Inländer und die Möglichkeit für Investoren ausländischer Einrichtungen, auf Chinas Kapitalmärkten tätig zu werden. So zieht Öffnung Reformen nach sich.

Viertens ermutigt die chinesische Regierung die chinesischen Unternehmen, einschließlich der privaten Unternehmen, ausdrücklich, im Ausland zu investieren. Die Devisenreserven China bringen viel Auswahl für Investitionen im Ausland. Die Verbilligung der Kapitalgüter, die in Euro gehandelt werden, bietet den chinesischen Unternehmen eine gute Gelegenheit. Für die chinesischen Unternehmen ist das für Investitionen und M&A Aktivitäten (in Europa) sehr von Nutzen.

4. Mit der Kooperation von chinesischer und deutscher Wirtschaft bildet sich ein „Traumpaar"

Die Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland sind gut und ihre Inhalte von großer Bedeutung. Sie sind seit Jahren schon Maßstab der Zusammenarbeit zwischen China und Europa. Egal, ob man es vom Niveau der Entwicklung der Industrie, vom Marktumfang oder der Bedarfslage her betrachtet, die Komplementarität der chinesischen und der deutschen Wirtschaft sticht förmlich heraus und es gibt einen extrem großen Spielraum für Zusammenarbeit. Noch weit in die Zukunft hinein werden deutsche Qualität und der chinesische Markt sowie die chinesische Geschwindigkeit ein Traumteam bleiben.

Der vom chinesischen Handelsministerium veröffentlichte „Investitionsführer Deutschland" rühmt den hohen Maßstab der deutschen Qualität und die Handelsmarken der Branchen in Deutschland. Die Praxis zeigt, dass bei greenfield Investitionsprojekten kein Land mehr bei chinesischen Unternehmen gefragt ist als Deutschland. Nordrhein Westfalen erhält besonders Zuspruch von chinesischen Unternehmen, die in Deutschland investieren und Handel treiben wollen.

Vor kurzem habe ich selbst die Gelegenheit gehabt, dem chinesischen Unternehmen „Sany Europa" in NRW einen Besuch abzustatten. 2009 investierte Sany 100 Mio. EUR in Bedburg in den Aufbau eines Standorts zur Produktion, F&E und Maschinenbau. Das ist bis heute die größte greenfield Investitionssumme Chinas in Europa.

2012 übernahm Sany zu 100% die weltweit bekannteste Marke für Betonpumpen, das deutsche Unternehmen Putzmeister. Putzmeister Deutschland wurde Sanys internationales Hauptquartier für Betonverarbeitungsmaschinen und führte die Geschäfte unter der einzigartigen Marke fort. Durch diesen Kauf erhielt Sany Zugang zur fortschrittlichen Technologie von Putzmeister und erkaufte sich ein starkes ausländisches Vertriebs- und Dienstleistungsnetz. Putzmeister erhielt im Gegenzug die Chance zu einem Zugang zum stark wachsenden chinesischen Markt. Sany konnte Putzmeister helfen, seine Produktionslinie auf den Mischkomponentenbereich auszudehnen und zugleich die Produktionskosten zu senken. Der Gründer von Putzmeister und Vorstandsvorsitzender Herr Schlecht erklärte, dieser Kauf habe Modellbedeutung.

Was man hier deutlich betonen muss, ist, dass der Entwicklungsstand und das Niveau der Industrie in China und Deutschland eine unterschiedliche Ausgangslage haben. „Made in China" kann in vielen Bereichen von „Made in Germany" lernen. Am wichtigsten dabei ist sicherlich vom perfekten System zu Innovationsförderung, einschließlich des Aufbaus und der Vervollkommnung des Spitzendesigns der Entwicklung der Investitionsförderung und des Effekts, den die öffentlichen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen entfalten, dazuzulernen. Gleichzeitig sollten die internationale Zusammenarbeit und der Austausch in Wissenschaft und Technik verstärkt werden und die entsprechende Ausbildung von zu diesem Tätigkeitsfeld passenden, innovativen qualifizierten Personals aufgebaut werden.

Der Ausbau der pragmatischen, auf gegenseitigen Nutzen ausgelegte Zusammenarbeit deutscher Unternehmen mit chinesischen Firmen hilft Deutschland, seine führende Position im globalen produzierenden Gewerbe weiterhin zu halten und die globale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie zu bewahren. Dabei muss man nicht unter den Tisch fallen lassen, dass beide Seiten in einigen Bereichen auch miteinander im Wettbewerb stehen. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Es kommt darauf, wie man auf den Wettbewerb schaut. In Deutschland sagt man: „Angst ist ein schlechter Ratgeber". In Wirklichkeit ist eine faire, gute Konkurrenzsituation eine gegenseitige Inspirationsquelle und bietet Anreize füreinander. Das führt, auf einer höheren Ebene dann zu einer win- win Situation bei der Zusammenarbeit.

Momentan vertiefen wir die chinesisch deutschen Beziehungen umfassend. Wir haben gemeinsame Ziele und unsere Nutzenerwägungen führen uns zusammen. Jetzt braucht es Mut, Herz und Durchblick. Die pragmatische Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland ist umfassend, beide Seiten sollten größere Schritte wagen, eine noch lauter und in die Ferne klingende Marke bei der Zusammenarbeit schaffen.

Liebe Freunde! In China gibt es ein Sprichwort, das lautet: „Wasser fließt abwärts, doch der Mensch strebt aufwärts". Unternehmer wissen am besten, wie man Geschäftschancen erkennt. Viele der hier anwesenden Unternehmer unterhalten mit China eine enge und langfristige Zusammenarbeit. Das chinesische Generalkonsulat in Düsseldorf und ich selbst wollen gemeinsam mit Ihnen, Hand in Hand, ein neues Kapitel in den freundschaftlichen, kooperativen Beziehungen zwischen China und Nordrhein Westfalen und Düsseldorf schreiben.

 

Suggest to a friend: