Nordrhein-Westfalen - beliebtestes Zielland für chinesische Investoren
2016/05/27

Es haben sich bereits 900 chinesische Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern in Nordrhein-Westfalen (NRW) angesiedelt. Laut einer Pressemitteilung von NRW.INVEST erfolgten im Jahr 2015 434 Neuansiedlungen und Erweiterungs¬investitionen durch internationale Unternehmen am Standort – ein Anstieg von rund 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleibt NRW absolute Nr.1 für ausländische Investitionen in Deutschalnd. Insgesamt werden durch Investitionen ausländischer Firmen 2015 circa 8.000 potenzielle Arbeitsplätze in NRW entstehen. Ausschlaggebend für die positive Bilanz sind die Zuwächse aus Greater China, den USA und Westeuropa. Die mit Abstand größte Anzahl an Investitionsprojekten kam mit 91 Projekten aus Greater China, gefolgt von den USA mit 47 und Niederländern mit 43.

So wurde NRW auch zum beliebtesten Zielland für Investoren aus China. „NRW ist dabei zum wichtigsten Standort der Chinesen in Europa zu werden", sagte Garrelt Duin, Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen, vor der Veranstaltung. Auf der anderen Seite haben mehr als 2.700 Unternehmen aus NRW in China investiert oder dort einen Unternehmensstandort aufgebaut. Die Investitionen aus NRW machen 25% der gesamten deutschen Investitionen in China aus.

Um sich ein Bild von den Aktivitäten der chinesischen Unternehmen in NRW zu machen, statteten Minister Duin, der chinesische Generalkonsul Feng Haiyang und Abgeordnete des nordrhein-westfälischen Landtags am 18. Mai 2016 führenden Unternehmen einen Besuch ab und sprachen mit Geschäftsführungen und Mitarbeitern. Die Stationen dieser Reise waren der Baumaschinenhersteller XCMG Europe in Krefeld, der Getriebehersteller NGC in Duisburg und der Telekommunikationsausrüster Huawei in Düsseldorf.

Wichtigkeit chinesischer Unternehmen für NRW

An der ersten Station, dem Baumaschinenhersteller XCMG Europe in Krefeld, nahm Herr Dr. Oliver-Carlos Göhler, Geschäftsführer der XCMGEuropean Research Center GmbH, die Teilnehmer in Empfang und stellte das Unternehmen XCMG Europe vor. XCMG Europe wurde 1989 in Xuzhou, der Provinz Jiangsu, gegründet. Die Abkürzung XCMG steht für „Xuzhou Construction Machinery Group". Das Unternehmen entwickelt, produziert und vetreibt Baumaschinen wie Krane, Erdbewegungsmaschinen, Betonmaschinen und Straßenbaumaschinen. 2012 begann XCMG Europe die Zusammenarbeit mit Fluitronics. Erst beteiligte man sich an Fluitronics, dann übernahm man es komplett. Nun ist Fluitronics ein Tochterunternehmen von XCMG Europe. Das Unternehmen Fluitronics beschäftigt sich primär mit Antriebs- und Steuerungstechnik und beschäftigt derzeit 80 Mitarbeiter mit einem Umsatz von ca. 20 Mio. Euro pro Jahr. XCMG Europe hingegen beschäftigt nur 45 Mitarbeiter, wovon lediglich 10 aus China stammen, da sich der Standort in Krefeld ausschließlich mit dem Einkauf und der Entwicklung beschäftigt. Im Jahr 2012 erwirtschaftete XCMG Europe einen Umsatz von 100 Mrd. RMB (etwa 12,5 Mrd. Euro). Der Standort Krefeld wurde gewählt, da er gute Anbindungen besitzt und man sich in der Nähe der Hochschulen in den Regionen befindet. Zu den Hauptaufgaben des Unternehmens zählen der Antriebsstrang von Baumaschinen. Dabei steht die Funktionalität der Maschinen im Fokus. Die genutzten Berechnungs- und Simulationswerkzeuge befinden sich auf dem aktuellen Stand der Technik. Im Prototypenbereich beschäftigt sich XCMG Europe mit der Anfertigung, Entwicklung und Verbesserung angepasster Fertigungstechnologien. Das Unternehmen ist gut vernetzt und plant derzeit den Ausbau seines Personals sowie den Aufbau einer interkulturellen Arbeitsumgebung. Minister Duin ist an dem Tag nicht zum ersten Mal bei XCMG Europe in Krefeld. Er habe sogar bereits das Werk in China besichtigt. Er sagte, es sei beeindruckend, dass ein so großes Unternehmen NRW als seinen Standort wählte. Die Tätigkeiten von XCMG seien ein gutes Beispiel für die Kooperation zwischen chinesischen Unternehmen und NRW.


Interview mit Minister Garrelt Duin

Während der Besichtigung der Werkshallen war Minister Duin bereit einige unserer Fragen zu beantworten.

China Rundschau: Warum ist NRW so interessant für chinesische Investoren bzw. Unternehmen? Was sind die Standortvorteile?

Minister Duin: Da wäre die gute Infrastruktur in Europa, die breite Universitäten- und Hochschullandschaft, das Vorhandensein vieler qualifizierter Fachkräfte und natürlich die Willkommenskultur.

China Rundschau: Welchen Einfluss haben chinesische Unternehmen auf das Land NRW?

Minister Duin: Sie sind ein Treiber für unsere weitere Entwicklung. Wir brauchen diese Direktinvestitionen aus dem Ausland. Wir sind Platz 1 insgesamt. China hat die Nr. 1 unter allen Investoren bei uns. Wir wollen mit einer Form der Willkommenskultur deutlich machen, dass wir das nicht als Gefahr sehen, sondern als willkommene Bereicherung unserer Wirtschaft.

China Rundschau: Hinsichtlich der Auslandsinvestitionen in NRW, welches Land investiert am meisten in NRW? Welche Position nimmt China ein?

Minister Duin: Die Wirtschaftsbeziehungen sind mit unseren Nachbarn natürlich etwas stärker. Wir haben noch mehr Austausch mit den Niederlanden. Aber China ist auf Platz 2 und ich bin mir sicher, dass sich China mit diesem Platz nicht zufrieden geben wird.

Abschließend sagte Minister Duin, der Lernprozess chinesischer Unternehmen sei sehr deutlich. Er betonte noch einmal die Wichtigkeit chinesischer Unternehmen für das Land NRW. „Die Chinesen haben hier das Gefühl, willkommen zu sein", sagte er. Über kulturelle Aktivitäten möchte man das Wirtschaftliche ergänzen und NRW ebenfalls zu einer Heimat für Chinesen machen.


Duisburg erfüllt Standortkriterien

Der zweite Halt auf der Reiseroute war der Getriebehersteller NGC in Duisburg. Dr. Heinz-Peter Ehren, Geschäftsführer der NGC Transmission Europe, stellte hier das Unternehmen vor, welches 1969 in Nanjing gegründet wurde. Es beschäftigt global 7.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 9,8 Mrd. RMB. Es ist momentan Marktführer im Windbereich. Die Produktpalette reicht von Windenergie, Stahlwerken, Kautschuk bis hin zur Reifenindustrie, Extrudertechnik usw. Das Unternehmen hat nicht nur viele chinesische Kunden, sondern auch viele internationale wie Siemens, Nordex, GE, Vestas, Suzlon usw. Ziel des Unternehmens sei es, Marktführer zu werden. Der Fokus liege dabei auf Getrieben und Technologie. Wichtig dafür seien das große strategische Ziel „Operation global" und die Kundennähe. Deswegen wählte man Duisburg als Standort. Die jeweiligen Standortkriterien wie die vorhandene Willkommenskulter – Unterstützung u.a. durch NRW Invest -, die gute Anbindung, der Hafen und die exzellente Logistik durch Duisport", die Kundennähe, die Universitäten im Ruhrgebiet, die Wettbewerber, die sich ebenfalls im Ruhrgebiet befinden und der attraktive Wohnort wurden erfüllt. Dr. Ehren fügte hinzu, dass sich alle hier sehr wohlfühlen würden und gut aufgenommen worden sind. Das Unternehmen hat sich erst 2014 in Duisburg niedergelassen und ist daher noch sehr „jung". Es beschäftigt derzeit 30 Leute und soll in Zukunft noch auf 45 anwachsen. Zu dem Netzwerk der Untersützung zähle auch das Generalkonsulat der Volkrepublik China in Düsseldorf. In einem Privatgespräch erzählte Lin Ying, Dipl.-Betriebswirtin und Verkaufsleiterin von NGC Gears – Europe, dass sie vor ihrer Karriere bei NGC Gears einige Jahre bei Siemens gearbeitet hatte. Sie sagte, NGC Gears beschäftige derzeit mehr als 30 Mitarbeiter, wovon gerade mal vier aus China stammen. Die meisten kommen aus Europa oder den USA. Sie sagte, manchmal merke sie schon noch die kulturellen Unterschiede, aber sie habe ja bereits einige Jahre an Erfahrung mit multinationalen Unternehmen. Die Nanjing- und Europa-Zentrale bemühen sich zudem um den kulturellen Austausch ihres Personals. Sie schicken Mitarbeiter an die ausländischen Standorte, um von dort zu lernen und sich an das neue kulturelle Umfeld zu gewöhnen. So kann die Zusammenarbeit zwischen den Standorten und den Mitarbeitern noch reibungsloser verlaufen.

Huawei Niederlassung in Düsseldorf - „Europas Telekommunikationshauptstadt"

Die letzte Station auf der Liste war die Huawei Niederlassung in Düsseldorf. Dabei handelt es sich um die Unternehmenszentrale in Deutschland. Sie ist außerdem die „Telekommunikationshauptstadt Europas". Huawei ist 2004 nach Europa gekommen und errichtete in Großbritannien seinen ersten europäischen Standort. Danach folgten viele weitere Standorte wie in Polen, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Italien usw. 2007 traf Huawei dann die Entscheidung, die europäische Unternehmenszentrale von Großbritannien nach Düsseldorf zu verlagern. Ein Hauptgrund dafür war, dass sich Vodafone bereits in Düsseldorf befand. Der Standort Düsseldorf stellt ebenfalls die Westeuropazentrale dar. Jedes Jahr investiert Huawei 10% seiner Einnahmen in die Forschung und Entwicklung. Zurzeit ist Huawei zum größten ausländischen Kooperationspartner der Deutschen Telekom geworden. Huawei unterzeichnete auch Verträge mit Daimler, die nun ihre Autos mit Huaweis Informationstechnologie ausstatten. Auch der deutsche Fußballclub Borussia Dortmund ist ein Kooperationspartner Huaweis. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 170.000 Mitarbeiter – 76.000 (45%) davon im Bereich Forschung und Entwicklung. Der Umsatz im Jahr 2015 betrug 59,6 Mrd. US-Dollar. In Zukunft geplant seien zudem langfristige Investitionen in Innovation. In Deutschland gibt es insgesamt 18 Niederlassungen und fünf Forschungszentren mit ingesamt etwa 2.000 Mitarbeitern, wovon 70% Einheimische sind. Derzeit beschäftigt sich das Unternehmen viel mit der 5G Forschung für die Digitalisierungsanwendungen der Zukunft. Es engagiert sich zudem sehr im Bereich des kulturellen Austausches und im Sport. Huawei unterstützt Studentenaustausche zwischen Deutschland und China. Der Tag wurde zudem von Huawei genutzt, um mit der Stadt Düsseldorf zwei Verträge abzuschließen. Minister Duin sagte, Huawei sei bereits ein wichtiger Stabilitätsfaktor für NRWs Wirtschaft geworden und wird auch in Zukunft die Industrie und die Digitalisierung schnell vorantreiben. Deswegen könnte NRW auch eine führende Rolle in der „Industrie 4.0" einnehmen.

Quelle: http://de.china-info24.com

 

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