Angekommen im deutschen Mittelstand
2016/05/25

Die Chinesen dürfen sich geehrt fühlen, wenn sich ein Landesminister weit mehr als einen halben Tag mit ihnen auf eine Reise in seinem eigenen Bundesland begibt. So hat es NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin am vergangenen Mittwoch gehalten. Und Generalkonsul Haiyang Feng fühlte sich offenbar geehrt: Er strahlte und konnte verkünden: "In kein anderes Bundesland gehen so viele chinesische Direktinvestitionen wie nach Nordrhein-Westfalen." In Zahlen: 950 chinesische Unternehmen wirtschaften mittlerweile in NRW, allein 80 neue haben sich im vergangenen Jahr angesiedelt. Dass der chinesische Hausgerätekonzern Midea am selben Tag verkündete, den Aktionären des deutschen Roboterherstellers Kuka ein Übernahmeangebot zu machen, unterstreicht, dass offenbar kaum ein Tag vergeht, ohne dass chinesische Unternehmen deutsche übernehmen oder hierzulande eigene Firmen ansiedeln. Drei Beispiele aus NRW: Huawei steuert sein Europageschäft von Düsseldorf aus, NGC vertreibt am Duisburger Hafen Antriebe für Windräder, und XCMG ERC entwickelt in seinem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Krefeld Baumaschinen für die Märkte in Asien, Südamerika und Afrika. Sie alle schätzen das deutsche Know-how. Christian Stammen leitet die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von XCMG ERC: Dabei hatte er zuvor bei einem deutschen Mittelständler, dem Antriebsspezialisten Fluitronics, angefangen. Ihm war schon damals klar, dass er für chinesische Kunden arbeiten würde und hatte keine Berührungsängste. Inzwischen hat XCMG Fluitronics übernommen. Stammen ging mit. Er schätzt, dass er dort ganzheitlich arbeiten kann und nicht nur ein kleines Rad im großen Getriebe ist. "Das geht entweder im deutschen Mittelstand oder eben jetzt bei XCMG ERC." Viele ehemalige Praktikanten sehen es genauso. Sie arbeiten nach dem Studienabschluss ebenfalls dort. Schwieriger sei es aber, erfahrene Ingenieure zu finden, sie überhaupt für ein chinesisches Unternehmen zu interessieren. Das Problem kennt auch der deutsche Mittelstand.

Quelle: Handelsblatt

mueller@handelsblatt.com

 

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